Die großen Götter

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Der Glaube in Tiorlanth steht in direkter Abhängigkeit zur natürlichen Veranlagung eines jeden Gläubigen.  Je nachdem, ob es sich dabei um einen Karnivore (Fleischfresser) oder einen Herbivore (Pflanzenfresser) handelt, kann sich das Sinnbild eines Gottes auch in sein Gegenteil verkehren.

Beide Glaubensrichtungen haben in diesem Sinne ihre eigenen kirchlichen Bücher: die Herbi-Schriften und die Karni-Schriften. Die Verfasser jener Texte sind bis heute unbekannt.


Die Großen Götter
(von der Kirche anerkannt)

Orbis – die Welt (Das Allgegenwärtige)

Darstellung:

Orbis ist bei allen Animas die allgegenwärtige Gottheit. Aufgrund Seiner Vielfältigkeit gibt es nur wenig, worin sich die überlieferten Schriften einig sind. Häufig wiederkehrende Bestandteile sind: Gestein, Luft/Wind, Bäume/Äste/Naturelemente, Wasser/Tränen, Feuer. Meist zeigen Abbildungen ein großes Wesen, dessen Körper aus einer Variation dieser Komponenten besteht.
In der Kirche von Burdin findet sich beispielsweise eine Orbis-Illustration, die Es als halb aufrechtes, halb auf vier Beinen laufendes Wesen verehrt, welches mit Feuermähne, Steinbeinen und baumrindenartigem Körper Flüsse weint und durch große Nüstern Winde ausbläst.
In einem Kloster nahe Garia wiederum wird auf einem Mosaikglasfenster Orbis als großer Baum dargestellt, durch dessen Äste Südwind weht. Die Wurzeln ranken in das steinerne Erdreich hinein und ein Fluss umspült den Stamm, während Feuer an dessen Ufern leckt.

Der Glaube:

Laut den Überlieferungen des Rates entstanden die Erde, der Himmel und das Meer um Orbis herum. Es formte Bäume, Ufer, Berge und Täler. Den Schriften nach schuf Es aus Einsamkeit zwei andere Götter, Ovium und Furor, um die Freude über Sein Werk zu teilen.
Die Welt wuchs und gedieh unter den drei Göttern, bis Orbis eines Tages sagte: „Es fehlt noch mehr auf dieser Erde. Ich habe euch, meine Kinder, aber ach, die Welt hat niemanden. So gebe ich euch die Aufgabe, Leben zu schaffen. Ich werde mich in mich selbst zurück ziehen. Tut ihr nur, was ihr für richtig erachtet. Gut oder schlecht – Ich werde über eure Taten wachen und später richten über euer Werk“.
Orbis‘ Vertrauen ehrte Ovium und Furor und jeder wollte sich dessen würdig erweisen. Sie arbeiteten lange Zeit an ihren Schöpfungen und kamen schließlich wieder zusammen, um mit ihren Errungenschaften anzugeben. 

Ab hier gibt es zwei Varianten in den Schriften der Kirchen und Klöster Tiorlanths.

Herbi-Schriften:

In den Herbi-Schriften heißt es, dass Furor sofort mit der Schaffung von grauenhaften Kreaturen begann. Schon lange hatte er darauf gewartet, sich an solchen Geschöpfen zu erproben. Er schuf Fang- und Reißzähne, wilde rollende Augen und struppiges, filziges Fell.
Ovium, die zwar nicht glücklich darüber war, aber jedem von ihnen dasselbe Recht zuschrieb, begann mit der Schaffung von friedvollen Wesen mit weichem Fell und Wolle. Kleine Zähne, die gut dafür geeignet waren, Pflanzen zu essen.  Sie wollte nicht, das Blut das schöne Gras und die gutmütige Erde bedeckte, was mit scharfen Zähnen ja passieren konnte.
Als die beiden Götter schließlich ihre Werke nebeneinander stellten, lachte Furor auf. „Was sind das für mickrige Kreaturen, die du da geschaffen hast? Die sehen ja lächerlich aus!“
Tief gekränkt schnaubte Ovium auf und erlaubte sich selbst eine Schwäche in ihrer Beherrschung. „Du solltest dir vielleicht lieber an die eigene Nase fassen. Deine Geschöpfe sind zu nichts gut! Was sollen sie denn essen mit diesen schrecklichen Zähnen!“
Furor tobte ob dieser Worte. „Pass gut auf, ich werde es dir zeigen!“ Und so gab er seinen Geschöpfen den Hunger auf Blut mit.
Schon bald begannen Furors Raubtiere, die Pflanzenfresser von Ovium einen nach dem anderen zu verschlingen. Sie weinte bittere Tränen über jeden einzelnen Verlust, doch statt aufzugeben, arbeitete sie noch fleißiger und hartnäckiger an ihren gutmütigen Geschöpfen. Sie war so schnell, dass sie Furors Geschöpfe schließlich zahlenmäßig weit überlegen waren.
Dieser schnaubte vor Wut, als er dies sah. „Warte es nur ab! Ich werde dir zeigen, wie viel besser meine teuren Kreaturen sind!“ sprach er und fuhr ebenfalls eifrig in seinem Schaffen fort…

Karni-Schriften:

Die Karni-Schriften erzählen davon, dass Furor eifrig und voller Tatendran begann, seinen Geschöpfen Leben einzuhauchen. Er legte unheimliche Sorgfalt in der Wahl des Felles und der Anatomie jedes einzelnen Wesens. Deshalb war er auch langsamer als Ovium.
Diese war ebenfalls mit Feuereifer dabei und hatte so viele Ideen, dass sie vieles überstürzt und hastig beendete und nie wieder darauf zurück kam. Nach einiger Zeit trafen sich die beiden Götter, um sich gegenseitig ihre Schöpfungen zu zeigen.
Bald hatte Furor sein Schaffen vorgestellt und Ovium lachte blökend: „Wie? Das ist alles, was du in der Zeit geschafft hast? Na, dann wissen wir ja auch schon, wer von uns beiden am Ende das Lob des Orbis bekommt. Und was ist das? Die haben ja alle gar keine Zähne! Willst du etwa, dass sie sich von Schlamm ernähren, oder sollen sie lieber gleich verhungern?“
Furor grollte leise. Es war ihm schwer gefallen, die Zähne zu formen; nie wollten sie schön und glatt werden, wie er es wollte. Beschämt sah er hinunter auf die wunderschöne Welt, die Orbis erschaffen hatte.
Ovium lachte derweil noch lauter. „Da, sieh genau hin! All die Wesen, die du dort unten siehst, sind mein Werk! Und sie helfen dem Grün sogar dabei, dass es nicht zu sehr überhand nimmt. Ach, Orbis wird begeistert sein. Gib doch lieber gleich auf, mein Freund.“
Damit gingen sie abermals auseinander und Ovium machte sich sofort wieder daran, neue Wesen zu formen. Sie merkte nicht einmal, dass sie begann, sich zu wiederholen. Furor war voller Wut auf Ovium und mühte sich, diese nicht an seinen Geschöpfen auszulassen. Also beschloss er, sich an den Rand der Welt zu setzen und diese in all ihrer Schöhnheit zu bewundern. Und nach einer Zeit bemerkte er Schreckliches!
Die Geschöpfe von Ovium fraßen tiefe Schneisen in das Grün der Welt. Es waren bereits so viele, dass die Natur gar nicht mehr mit dem Wachsen nachkam.
Nun reichte es Furor. Er konnte es ertragen, gedemütigt zu werden, aber mit anzusehen, wie die liebevolle Arbeit Orbis‘ einfach so vernichtet wurde, brachte ihn zum toben. Voller Wut nahm er sich seine Geschöpfe und formte lange, spitze Zähne. Reiß- und Fangzähne bestückten nun die Mäuler seiner Kreaturen.
Bevor er ihnen jedoch die letzte Zutat einflößte, sah Furor noch einmal hinab auf die Welt, durch die sich Oviums Bestien mähten. Dies zu sehen, ließ ihn ein für allemal akzeptieren, dass seine Wesen nötig waren, und so träufelte er ihnen den Appetit auf Fleisch und Blut ein, ehe er sie frei ließ.
Ovium stürzte sofort zu ihm und jammerte wehleidig. „Was hast du nur getan? Sieh doch! Sie fressen sie! Sie fressen meine Lieblinge!“ Und Furor sah hin.
Schmerzerfüllt musste er beobachten, wie dunkles Blut die Erde tränkte, auf der einmal das saftige Grün Orbis‘ wuchs. „Ich sehe es, mein Freund. Es war nötig.“
Doch Ovium schnaubte nur erbost. „Na warte! Du wirst niemals genug deiner Raubtiere schaffen können, um meine armen Pflanzenfresser zu vernichten! Du wirst schon sehen!“ Ovium rannte davon, um sich wieder an die Arbeit zu machen, und hörte Furors Antwort gar nicht, während dieser wieder mit Sorgfalt neue Kreaturen schaffte.
„Das war und ist niemals mein Begehr, alter Freund.“

Die Schriften erzählen davon, dass beide Götter in Uneinigkeit auseinander gingen und noch heute an ihren Schöpfungen für Orbis arbeiten. Es heißt, dass sie in ihrem fieberhaften Streben nach Verbesserung ihrer Schöpfungen auch schließlich die Animas erschufen.
Orbis hingegen soll tief in einem riesigen Baum schlafen, der von der Schlange Invidia bewacht wird.


Ovium – die Barmherzige (Göttermutter)


Furor – die Wut (Göttervater)

(Originalbild bei: KayKay55mc)

Die Jahreszeitengötter

Agricola – der Bauer (Jahreszeitengottheit von Ijósam) (Feldhase)

Der Glaube:
Schutz der Ernte vor Verderben. Hilfe beim Wachstum.
Die Legende:

Agricola war ein Freund von Schabernack und ihm wurde sehr schnell langweilig. Sein bester Freund, das gutmütige Schaf, war oft das Opfer seiner Streiche, aber hin und wieder verlor Agricola die Lust, weil es viel zu einfach war, das Schaf hereinzulegen. Es musste etwas geben, mit dem er viele auf einmal hereinlegen konnte. Das würde ein Spaß werden! Also fragte er seinen Freund: „Schaf, sag, was lieben du und deine Herde am meisten?“
Ein wenig schläfrig, weil es gerade auf der Weide gegrast hatte, antwortete das Schaf: „Das schöne grüne Gras auf der Weide, denke ich.“
Das reichte Agricola noch nicht. Also fragte er: „Und was mögt ihr überhaupt nicht?“
Das Schaf legte den Kopf ein wenig schief und sah nachdenklich, mit halb geschlossenen Augen zu Boden. „Die braunen Rohrkolben am Seeufer. Die sind so faserig und trocken.“
Unruhig klopfte Agricola mit seinem kräftigen Bein auf die Erde. „Nur das? Ihr seid alle furchtbar verfressen!“
Doch das Schaf schloss nur ungerührt die Augen zu einem Nickerchen. Da hatte Agricola eine Idee! Was, wenn die gesamte Weide aus braunem Schilf bestehen würde? So rannte er eiligen Schrittes zum See und pflückte ein paar Rohrkolben, um die Samen zu nutzen.
Aber als er versuchte, sie auf der Weide zu ziehen, musste er feststellen, dass sie auf diesem Boden nicht wachsen wollten. Erzürnt machte er einen Satz in die Luft. Er sprang und schlug Haken und Purzelbäume, bis er sich etwas beruhigt hatte. „Wenn die Rohrkolben hier nicht wachsen, dann muss ich halt etwas anpflanzen, was genauso aussieht! Aber solche Pflanzen gibt es nicht. Denke nach, Agricola, denke nach!“ sagte er zu sich selbst und klopfte dreimal mit dem Hinterlauf auf den Boden.
Dann hatte er einen Einfall. „Oh, das wird gut! Das wird sehr gut! Was, wenn ich nicht nur die ganze Schafsherde hereinlege, sondern auch noch Ovium! Haha!“
Also rannte er los und suchte nach Ovium. Sie war gerade dabei, neue Fische in den Seen zu erschaffen, und war tief versunken in ihrer Arbeit. „Ovium! Hilfe! Ovium!“ rief Agricola und legte so viel Aufregung in seine Stimme, wie er nur konnte.
Sie drehte sich ihm zu und lächelte gütig. „Beruhige dich, mein Kind. Was liegt dir auf dem Herzen?“
Agricola sprang aufgeregt hin und her. „Die Schafe, Ovium! Die Schafe! Sie hungern so sehr! Sie werden vom Grün der Wiese nicht mehr satt. Sie sind so schwach, dass sie nur noch da liegen oder stehen. Sie brauchen etwas anderes!“
Ovium nickte sorgenvoll. „Lass mich das ansehen.“ Und so folgte sie Agricola zur Weide und erblickte tatsächlich die Schafe, die nur da standen oder lagen.
Agricola hatte gewusst, dass sie sich nicht rühren würden, weil sie satt und träge von ihrer Mahlzeit waren. Ovium hingegen sah nur dass, was er ihr auch erzählt hatte. „Siehst du? Ich habe es dir doch gesagt! Du musst etwas tun! Sie brauchen etwas neues zu essen! Vielleicht kannst du ja Rohrkolben hier wachsen lassen? Den lieben sie so.“
Ovium schüttelte den Kopf. „Rohrkolben wird hier nicht wachsen, Agricola.“
Auch das hatte er schon gewusst, aber nun hatte er Ovium auf dem richtigen Weg. „Kannst du nicht etwas schaffen, dass genauso aussieht und so ähnlich schmeckt?“
Ovium dachte lange darüber nach und Agricola fürchtete schon, dass die Schafe gleich wieder aufstehen würden. „Eigentlich erschaffe ich keine Pflanzen. Orbis selbst hat die Flora der Welt geschaffen und trug uns nur auf, diese zu bevölkern.“
„Ja, ja – „, fing Agrocola an und hob eine Pfote, „aber Orbis schläft, und überlege doch nur, wäre Es nicht hoch erfreut zu sehen, wie du diese armen Schafe gerettet hast?“ Agricola wusste vom Streit zwischen Ovium und Furor und das ihm dieser Umstand zugute kam.
Es dauerte erneut etwas, ehe Ovium antwortete, aber er konnte bereits an dem Funkeln in ihren Augen erkennen, dass er es geschafft hatte. „Du hast recht. Orbis wäre sicher enttäuscht, wenn ich ihnen nicht helfen würde.“
Und so begann Ovium, aus Fasern des Rohrkolbengewächses und Nusssamen ein neues Gewächs zu erschaffen. Als sie fertig war, zeigte sie Agricola ihr Werk. Die Pflanze war heller als der Rohrkolben und hatte zwar ebenfalls oben eine Art Kolben, dieser teilte sich aber in kleine einzelne Kerne auf. Das sollte ihn jedoch nicht stören, für die Schafe würde es reichen.
Also pflanzte Ovium das neue Gewächs auf einem Teil der Weide und wollte schon weiterziehen, als Agricola sie zurück rief. „Ich bin dir unglaublich dankbar, große Ovium, aber ich bin mir nicht sicher, ob das ausreicht. Für die Schafe mag es reichen, doch ich und meine 200 Kinder würden nur zu gerne auch von der Pflanze essen. Könntest du nicht die ganze Weide damit bepflanzen?“
Und gutmütig wie Ovium es nun einmal war, tat sie ihm den Gefallen und Agricola lobte und dankte ihr überschwänglich.
Als die Schafe erwachten, war Ovium bereits wieder fort. Mit Schrecken blickten sie auf ihre schöne Weide, wo statt saftigem Grün nun sonnengelbes, hohes Gewächs stand. Sie blökten empört und liefen hin und her, weil sie nicht wussten, was sie tun sollten.
Agricola hockte hinter einem Gebüsch und lachte, sich auf die Schenkel klopfend. Was ein Spaß!
Doch dann probierten einige der Schafe das neue und seltsame Gewächs. Kauten ausgiebig darauf herum, nahmen noch einen Bissen und noch einen, und das zuvor empörte Blöken wurde zu einem genussvollem Schmatzen. Agricola musste mit ansehen, wie ein Schaf nach dem anderen anfing, das neue Gewächs zu probieren und es zufrieden weiter zu fressen.
Er sprang aus dem Gebüsch und blieb, wütend mit den Beinen klopfend, vor den Schafen stehen. „Was macht ihr denn da? Ich habe das hier gemacht, weil ich dachte, dass ihr das doch gar nicht mögt!“
Sein Freund, das Schaf, drehte sich zu ihm um. „Das hier ist köstlich! Nicht so faserig und trocken wie die Rohrkolben, du solltest es probieren!“
Agricola riss einen Halm des Gewächses heraus. „Das kann gar nicht sein!“ schimpfte er und biss davon ab. Doch die Schafe hatten recht. Es schmeckte köstlich!
„Mach mehr davon!“ riefen die Schafe und jubelten ihm zu.
So kam es, dass Agricola zum Bauern wurde. Noch viele Male überredete er Ovium durch seine Tricks dazu, weitere Gewächse wie Salat, Möhren, Hafer und Hopfen zu kreieren.
 
Abweichung in den Herbi-Schriften: gemäß dieser Texte wusste Ovium genau, dass Agricola versuchte, die Schafe hereinzulegen, und erschuf deshalb ein Gewächs, das ihnen gut schmecken würde.

Visdare – der Kraftgebende (Jahreszeitengottheit von Arnsat) (Rothirsch)

Der Glaube:
Überbringer von Kraft und des Wechsels der Jahreszeiten
Die Legende:
Ovium – die es leid war, dass Furor die Schaffung seiner Karnivoren immer damit begründete, dass ihre Herbivoren das gesamte Grün Orbis‘ fraßen – erschuf den Jahreszeitengott Visdare. Ein riesiger, muskulöser Rothirsch, dessen Geweih im ersten Mond von Vrüelinc abfällt, um dann das ganze Jahr über neu zu wachsen, indem es das Leben der Blätter, Blüten und Gräsern entzieht.
Im ersten Mond von Arnsat ist es schließlich ausgewachsen und hat jegliches Grün vernichtet. Das Geweih schützt das Leben, das es genommen hat, den gesamten Winjaik über.
Durch das erneute Abfallen im ersten Mond von Vrüelinc gibt er den Pflanzen Leben zurück und schenkt ihnen Kraft für das Jahr.


Censere – der denkende Richter (Jahreszeitengottheit von Winjaik) (Dachs)


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