Hier findet ihr Bilder zu den Figuren aus Animas die nicht oder nur indirekt mit der Geschichte zu tun haben oder kleinere Momentaufnahmen sind. Wenn ihr euch die Originale angucken wollt, klickt einfach auf den Bildtitel in der Bildbeschreibung.

„Vater, da!“ Das Wasser schlug eine seichte Welle, als der Barsch ruckartig die Richtung wechselte und im dunkelblau des Sees verschwand. Rouvens Ohren sanken hinab und Enttäuschen legte sich auf seiner Miene nieder. Die starke Hand seines Vaters legte sich auf seinen Kopf und drückte diesen kurz und liebevoll nach unten.
„Nicht schlimm Rouven“, das Bariton seiner Stimme war wie ein warmes Tuch, das sich um ihn legte, „aber du musst leise sein. Einen Jäger hört man nicht, noch sieht man ihn. Sei wie ein Sommerwind, den du erst auf deiner Haut spürst bevor er dir gewahr wird.“ Rouven nickte mit ernstem Gesicht und starrte auf das Wasser. Sein Vater sprach es nicht aus aber er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte.
„Gib mir noch einen Wurm, Sohn.“ Er konnte das Lächeln in seiner Stimme hören und Rouven fühlte sich noch ein Stück kleiner als zuvor. Es gab ein leises Platschen, als der Haken wieder im Wasser landete und Rouven beobachtete ihn genau. Er starrte die Stelle an der sich die Schnur mit dem Wasser verband so intensiv an, als wollte er mit bloßen Gedanken einen Fisch dazu bewegen anzubeißen. Dieses Mal lachte sein Vater leise. „Entspanne dich, Rouven.“ Er löste den Blick vom Wasser und sah seinen Vater an. Seine Lefzen waren nur leicht zu einem Lächeln gehoben, doch in seinen Augen glänzte die Amüsiertheit. „Du darfst deine Energie nicht schon verbrauchen bevor der eigentliche Teil der Jagd angefangen hat. Sei klug und entspannt um im richtigen Moment deine Energie einzusetzen.“ Übertrieben atmete Rouven tief ein und ließ sich auf seinen Hintern nieder. Dann kehrte Stille zwischen sie, während die ersten kühleren Winde vom Ende des Herbstes erzählten. Rouven bemühte sich ruhig zu bleiben und doch blieb sein Blick immer wieder am Wasser hängen.„Sag mir Sohn, wie viele Tiere sind seit der Zeit die wir hier sind zur Tränke ans andere Ufer gelangt?“ Er zuckte aus seinen Gedanken auf und brauchte einen Moment ehe er die Frage verstand. „Ich denke ein Wildschwein und ein Hase.“ Sein Vater nickte. „Nicht schlecht, aber auch nicht gut. Du übersahst die Feldmausfamilie und den Roten Fuchs vor einer Weile. Schule weiter deine innere Ruhe. Höre auf den Wind in den Blättern, das Gras und den Boden. Der Wald erzählt dir von Allem was in ihm geschieht, wenn du ihm nur zuhörst. Dazu benötigt ein Jäger die innere Ruhe.“ Angestrengt nachdenkend zog Rouven die Brauen zusammen. „Wozu brauche ich das alles, Vater?“ Es entstand eine längere Pause ehe er Antwort erhielt.„Eines Tages werde ich grau sein wie Weißfuchs der Schuster. Ich werde nicht mehr zur Jagd ausziehen können um neue Felle für meine Arbeit zu bekommen. Das wird eines Tages deine Aufgabe sein. Und noch viel später wirst du gänzlich meine Arbeit übernehmen.“ Rouven schwieg daraufhin. Er spürte, dass sein Vater ihm nicht alles sagte. „Ich bin ein guter Jäger. Das habt ihr selbst schon gesagt. Wieso also die innere Ruhe?“ Ein kurzes brummen kam aus der Kehle seines Vaters. „Du triffst ganz passabel, aber noch ruinierst du zu viel vom Fell und der Haut der Tiere. Ich weiß jedoch, dass du so gut sein könntest wie deine Mutter.“ Nun entglitten Rouven sämtliche Gesichtszüge. „Mutter aber war doch Näherin! Und sie hatte die innere Ruhe?“
„Oh, das hatte sie. Sie war eine Meisterin darin. Sie konnte ein Eichhörnchen, dass auf den obersten Ästen einer Eiche hockte, mitten ins Auge treffen.“ Rouven spürte Aufregung in sich aufkeimen. „Und das könnte ich auch?“ Sein Vater nickte mit sanftem Lächeln. „Davon bin ich überzeugt.“ Dann schwiegen sie wieder. Rouven träumte davon wie er einem großen Keiler in weiter Entfernung direkt zwischen die Augen treffen würde, und daran wie stolz sein Vater dann über ihn wäre. Er könnte ihm nicht nur Felle bringen sondern auch Fleisch zum pökeln und rösten. Jeden Tag ein Festmahl!„Und dazu brauche ich mehr Wissen?“ Sein Vater antwortete nicht, sondern nickte nur. „Wie viel mehr?“, hakte er nach. „Viel mehr Wissen.“ Das war nicht gerade die Antwort, die sich Rouven erhofft hatte und so sank er etwas in sich zusammen. „Warum? Ist viel Wissen denn gut?“ Wieder brummte sein Vater leise. „Viel Wissen ist gleichermaßen gut wie schlecht.“ Er wollte noch weiter nachhaken, was sein Vater damit meinte, doch in dessen Gesicht konnte er erkennen, dass das Thema für heute beendet war. Er würde später noch einmal darauf zurück kommen. Dass er die Antwort schon viel früher erhalten würde, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnen…

„Sie werden dich jagen, Rouven. Nichts wird sie davon abbringen. Vielleicht für eine Weile, aber irgendwann werden sie dich töten wollen. Sie verstehen nicht was du bist und was sie nicht verstehen, macht ihnen Angst. So sind wir nun einmal geschaffen. Wenn der Tag sich dem Ende entgegen neigt und ich hinaus auf den Platz geführt werde … – Lauf! Lauf! Verschwinde von diesem Ort hier. Vergiss Evaine, vergiss mich. Lauf! Halte dich im Schatten, wie ich es dir gezeigt habe. Verschmelze mit ihm. Sei der Schatten selbst. … Und sieh nicht noch einmal zurück. Du darfst dir das nicht mit ansehen – hörst du? Versprich mir das, mein Sohn.“ Das war das letzte Mal, dass ich meinen Vater sah. Es ist nun bereits viele Jahre her, aber ich habe den Schatten niemals verlassen.

Dort draußen ist niemand mehr. Niemand der auf mich wartet. Nichts ist übrig. Ich bin ganz allein in diesem Land. Keine Familie. Keine Heimat. Keine Liebe. Ich habe aufgehört Gott zu fragen was er mit mir vor hat. Was genau sein Plan für mich sei. Warum ließ er mich bis hier hin am Leben? Warum nur mich? Warum nicht meinen Vater, meine Mutter? Egal was es für ein Plan ist, er hat nicht die geringste Bedeutung für mich. Wenn der Horizont die Sonne verschluckt fühle ich es. Ich erwarte nicht noch länger zu leben. Warte auf den einen Schuss – den einen Schwertstreich – der mich nieder wirft und meinem Lebenslicht ein Ende setzt. Ich bin nur noch ein ausgebranntes Wesen, dass für Niemanden noch einen Zweck erfüllt. Es ist Zeit zu gehen. Zeit zu Schlafen.
..und dennoch…
Ich habe heute nur ein Mal an dich gedacht. Nur ein einziges Mal. Und ich habe damit nie wieder aufgehört. Dein Name ist wie ein immer wiederkehrendes Echo in meinem Kopf, welches erschallt wenn ich ihn denke. Es ist jedes Mal ein Fehler, denn er verklingt nur langsam und zwingt mich eine Pfote vor die Andere zu setzen. Immer weiter zu gehen. Dich in dieser traurigen Welt zu suchen. Es fühlt sich an, als hättest du das letzte Puzzleteil zu einem Bild, das nur durch dieses deutlich wird. Mein Weg zu dir führt mich über Grassteppen und Bergketten und ich werde nur durch deinen Namen begleitet. Immer und immer wieder dein Name. Ich kann ihn auf den Lippen schmecken. Fühle wie ich ihn stumm forme. Aber kein Laut dringt aus mir hervor. Nur in meinem Kopf beginnt das Echo wieder zu drehen. Es ist ein Fehler ihn zu denken.
…und dann sind sie wieder da…
Ich ertrinke in dem Gefühl es nicht zu schaffen. Das ich ganz alleine bin. Meine Pfoten schmerzen. Mein Herz verkrampft und meine Lunge zieht sich zusammen in dem Bemühen Sauerstoff in meinen Körper zu pumpen. Ich ertrinke als Tropfen in der eiskalten Dunkelheit meiner Gedanken. Schnappe nach Luft und suche nach dem Ausweg. Und dann denke ich deinen Namen. Ein Licht in der Finsternis, das sich wellenartig ausbreitet. Ich weiß, dass es ein Fehler ist ihn zu denken.
Aber ich mache gerne Fehler:

Als Kind hatte er oft gebetet. In einer Zeit, als er noch glaubte, dass sie alle Brüder seien. Als der Hass ihn noch nicht erreicht hatte. Er hatte gebetet, dass seine Mutter wiederkäme. Manchmal, dass die Schmerzen seines alten Vaters gelindert werden mögen. Mancher Tage, dass Evaines Vater ihn endlich als Mann anerkannte. Und sehr oft, dass die Menschen seines Dorfes ihn nicht mehr als verfluchten Dämon sehen würden. Er hatte so oft gebetet, dass seine Knie von Hornhaut überzogen waren. Doch Gott, sofern es ihn wirklich geben sollte, hatte ihn nie erhört. Stattdessen hatte er zugesehen, wie seine Mutter im Kindbett starb. Und wie sein Vater sich für ihn opferte und gehängt wurde. Er hatte zugesehen, wie Evaines Vater ihn mit einer Peitsche ins Gesicht geschlagen und wie das Dorf ihn verbannt hatte. Rouven hatte nie wieder gebetet. Er verachtete es regelrecht. Gott würde ihn nicht hören. Egal wie er schrie. Egal wie sehr er es auch wünschte und erhoffte. Er hörte ihn einfach nicht. Wozu also noch beten?
Deshalb waren seine Glieder steif und hart als er sich auf die Knie hinab senkte und die Hände vor dem Gesicht faltete. Seine Arme zitterten und sein Nacken schmerzte, während er den Blick leicht hob um sein Gegenüber anzusehen. Nie wieder beten… nur dieses eine Mal noch.
Für Corvin.
Seinen Freund.
Seinen Narbenbruder. Der Einzige den er auf dieser Welt noch hatte.
„Euer Gnaden…“, seine Stimme kratzte heiser, als wolle sie ihm nicht gehorchen, „ich bitte euch um Hilfe. Um eines Freundes Willen, nach dem der Tod seine kalten Glieder ausstreckt. Ich bitte euch, lasst Gottes Güte durch euch sprechen und ihm diese Hilfe gewähren.“
Wie er es als Kind gelernt und in Hunderten von Nächten getan hatte, drückte er die zum beten gefalteten Hände an die Stirn und schloss die Augen, nur schwer den inneren Widerwillen hinunterschluckend.
Nur einmal noch…Bitte.
dieses Bild entstand als kleiner Zwischenspaß mit der Figur Demetrius von Bluehunter. Es entstand auch eine Antwort. Zu finden ist diese Hier: Not lehrt beten